„Serielles Bauen ist ein Querschnittsthema, das auch uns betrifft“
- Foto: Klaus Hartmann, Dortmund
Aus Sicht des BDA ist ein serielles oder modulares Planen und Bauen auf der Ebene ganzer Gebäude oder gar städtebaulicher Strukturen generell heikel. Die dafür genannten Vorteile der Kostensenkung, Terminbeschleunigung und Qualitätssteigerung lassen sich aller Erfahrung nach nicht – oder jedenfalls nicht gleichzeitig – erzielen. Jede Architekturplanung basiert vielmehr auf einem individuellen und ganzheitlichen Entwurf für den konkreten Ort, der sich nicht ohne Weiteres übertragen lässt. Im Sinne eines integralen Ansatzes gibt es dennoch gute Argumente, warum wir Architektinnen und Architekten uns der Thematik nicht verschließen sollten.
Wesentlich interessanter wird der Aspekt der seriellen Vorfertigung nämlich auf der Ebene der technischen Gebäudeausrüstung. Nicht nur angesichts des Fachkräftemangels spricht vieles dafür, ganze Systemwände oder Schächte der Wasserver- und -entsorgung in der Fabrik vorzufertigen und auf der Baustelle zu montieren. Hier können tatsächlich nennenswerte Effekte bei Präzision und Qualität, aber auch bei Terminsicherheit und Kosten erzielt werden. Dies gilt insbesondere auch beim Bauen im Bestand, also bei Umbauten und Umnutzungen, die ja schon aus Gründen des Klimaschutzes der neue Standard des Bauens sein müssen. Bei der Umnutzung beispielsweise eines Bürogebäudes zu Wohnzwecken sind umfangreiche haustechnische Installationen notwendig, die sich hervorragend seriell vorfertigen lassen.
Unser Berufsstand der Architektinnen und Architekten ist davon scheinbar nur am Rande berührt, da die Planung der technischen Gebäudeausrüstung ja üblicherweise von Fachplanern übernommen wird. Doch ist es wegen des Skalenfaktors einer seriellen Vorfertigung unerlässlich, dass auch wir hier frühzeitig mitdenken und Entwurfsentscheidungen im Hinblick auf vorgefertigte Gebäudeausstattungen treffen, damit sich die Vorteile bei Qualität und Terminsicherheit tatsächlich realisieren lassen. Somit ist das „serielle Bauen“ sehr wohl ein Querschnittsthema, das auch uns betrifft und nicht nur die vermeintlich dafür Zuständigen. Wir haben es in der Hand, gemeinsam mit den Fachplanern Entscheidungen zu treffen, die der Qualität am Bau zugutekommen.
Susanne Wartzeck, Präsidentin des BDA Bund Deutscher Architektinnen und Architekten