Eine Collage aus Alt und Neu
- Autor: Nathalie Brum
- Fotos: © JSWD, Matthias Ibeler
Ein ehemaliges Bahnausbesserungswerk im Leverkusener Stadtteil Opladen in ein florierendes Quartier mit attraktiven Wohnungen für Studierende verwandeln? Dieses Vorhaben hätte vor mehr als zehn Jahren nicht viele Investorinnen und Investoren überzeugt. Die Cube Real Estate erhielt 2016 den Zuschlag für das 21.000 m² große Areal und taufte ihre Vision Cube Factory 577, die auf Entwurfsgrundlage des Kölner Architekturbüros JSWD umgesetzt wird.

Das neue Quartier an der Werkstättenstraße ist in vier klar ablesbare Abschnitte gegliedert: ein Bürogebäude und ein Wohnblock mit Innenhof im Norden, ein Quartierszentrum und ein Parkhaus mit Boardinghouse im Süden. Von der einst großen, mehrschiffigen Bahnausbesserungshalle blieben Teile der Fassade am Quartierseingang, die Halle 4 und 5 für das Quartierszentrum und ein Würfelbau neben dem Bürobau erhalten. Sogenannte bauzeitliche Stahlträger über dem zentralen Platz, die konstruktiv die Struktur der ehemaligen Bestandshalle nachbilden, markieren die Quartiersmitte und bieten Raum für Veranstaltungen.
„Auf der einen Seite steht die beeindruckende Dimension der historischen Hallen, auf der anderen Seite der Bedarf nach ausreichend Tageslicht“, erläutert Frederik Jaspert, Partner bei JSWD. „Eine wesentliche Frage im Wettbewerb war: Wie viel Erhalt des Bestands ist möglich, um den rauen, industriellen Charakter des Quartiers zu wahren, und wie viel Rückbau ist zugunsten einer wirtschaftlichen Realisierung nötig?“

Die Mischnutzung verspricht eine Belebung über den Wochenzyklus hinweg. Die Öffnung des Areals, eine Durchwegung und Anbindung an die umgebenden Grün- und Freiräume waren ebenso wie Studierende als Zielgruppe des Wohnteils von Beginn an Kernstück des Entwurfs.
Lärmschutzgrundrisse
Lärmbelastung und Wohnraum waren noch nie eine gut verträgliche Kombination, doch auf dem Areal der Cube Factory 577 reagiert der Städtebau auf die Nähe zum Schienenverkehr. Die bereits 2018 fertiggestellten Cube Offices 574 nahe der Bahntrasse zwischen Köln und Wuppertal bilden einen Puffer für das Bauteil mit Wohnraum. Der sogenannte Schallschutzgrundriss entsteht dank vorgelagertem Laubengang als Hausflur.

Die durchgesteckten Mehrzimmerwohnungen für Wohngemeinschaften orientieren sich zum zentralen Platz, und die Rezeptur ist stringent: geselliges Studierendenleben zur Quartiersmitte, ruhigeres Wohnen zum geschlossenen Hof beziehungsweise zum Quartiersrand.
Vorgefertigte Installationswände
In den vier Vollgeschossen sind in Summe 302 voll möblierte Einzelapartments und Wohngemeinschaften untergebracht. Mehr als 300 Wohneinheiten bedeuten im Falle von Studierendenwohnungen mit höherem Standard auch mehr als 300 Sanitäreinheiten. Jede Wohneinheit verfügt neben einer Küchenzeile auch über ein Badezimmer mit Waschbecken, WC und Dusche. Für einen effizienten Ablauf auf der Baustelle sind in solchen Fällen serielle Vorfertigungen mit umfassender Vorplanung von entscheidendem Vorteil – vor allem auch vorgefertigte Installationswände.

Verkürzte Bauzeiten
Produkte wie Installationswände und -schächte der Marke TECEsystem, die in der Cube Factory 577 zum Einsatz kamen, verkürzen Bauzeiten auf der Baustelle und sparen dank vorgefertigter Baugruppen Kosten und Personal. Tragkonstruktion, Leitungsanschlüsse, Module für WC, Waschtisch und Dusche, aber auch Dämmung, Brand- und Schallschutz werden hier als Modulpaket angeboten.

Nachhaltiges Bauen
Darüber hinaus sind die Büros, die im ersten Bauabschnitt fertiggestellt wurden, bereits LEED v4-zertifiziert. Künftig soll das gesamte Areal dem weltweit anerkannten Standard für umweltfreundliches und ressourcenschonendes Bauen entsprechen. Entscheidend in puncto Nachhaltigkeit ist aus Sicht von Jaspert jedoch vor allem die langlebige und zeitlose Qualität der Bausubstanz. Je länger ein Gebäude bestehen bleibt und von der Gesellschaft anerkannt, genutzt und gepflegt werde, sagt er, desto wertvoller sei es für Mensch und Umwelt: „Es gibt nichts Nachhaltigeres im Bauwesen als einen guten Städtebau.“
Weitere Informationen im Interview mit den Projektentwicklern
Eine Collage aus Alt und Neu
Architekten
JSWD
www.jswd-architekten.de
Maternusplatz 11, 50996 Köln
Das Büro wurde im Jahr 2000 von Jürgen Steffens, Olaf Drehsen und den Brüdern Konstantin und Frederik Jaspert gegründet. Heute arbeiten in Köln, Berlin und Tampa (USA) ca. 240 Mitarbeitende aus 30 Nationen, die seit der Gründung mehr als 60 Bauten in Deutschland und im europäischen Ausland verwirklicht haben.