Objektbericht

Baltique in Lübeck

ppp architekten, PORR

Mit Blick auf die Trave

  • Autor: Tina Barankay
  • Fotos: 3D-Visualisierung: dreidesign.com

An der Promenade des alten Fischereihafens in Lübecks Stadtteil Travemünde entsteht bis Anfang 2024 ein modernes Quartier mit einer Mischnutzung aus Wohnen, Tourismus, Gastronomie und wasserbezogenem Gewerbe. Im Einklang mit den bestehenden Bootswerften und Fischereibetrieben fügt sich das Baltique harmonisch in den umliegenden Bestand ein. Der Einsatz industriell vorgefertigter Bauteile ermöglicht ein kostensparendes, flexibles und vor allem termingerechtes Bauen.

Stadtquartier Baltique in Travemünde aus der Vogelperspektive
Wie auf diesem Rendering, soll das Baltique nach seiner Fertigstellung aussehen.

Die Idee, ein neues Stadtquartier an der Lübecker Bucht zu schaffen, ist nicht neu: Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurde hier großflächig Baggersand aufgeschüttet, um das Hafengebiet zu erweitern. Seither lag allerdings ein großer Teil der Fläche brach und wurde, statt für urbane Erweiterung, für Werften und die Hafenindustrie genutzt – bis der Hamburger Projektentwickler FRANK gemeinsam mit dem Lübecker Büro ppp architekten + stadtplaner die städtebaulichen Planungen zur Revitalisierung des alten Travemünder Fischereihafens ab 2012 wieder aufnahm und an das ursprüngliche Vorhaben anknüpfte.

Die FTG Fischereihafen Travemünde GmbH, ein Joint Venture von FRANK, Hamburg, und der NGEG Norddeutschen Grundstücksentwicklungsgesellschaft, Kiel, beauftragte die PORR Hochbau Region Nord mit der baulichen Umsetzung. Auf dem Baggersand entsteht ein Wohngebiet mit Gebäudetypen für unterschiedliche Nutzungsanforderungen. Dabei sollen die raue, maritime Atmosphäre und der einmalige Charme des Hafengebiets erhalten bleiben – auf die harmonische Integration und den Erhalt des authentischen Charakters legen Stadtplaner, Architekten und Bauträger gleichermaßen großen Wert.

Stadtquartier Baltique in Travemünde im aktuellen Bauzustand
Aktuell befindet sich das Stadtquartier noch im Bau.

An der Trave: Vier Baufelder. Zwölf Gebäude. 251 Wohnungen.

Das städtebauliche Konzept sieht eine Gliederung in vier Quartiere vor, die oberhalb der Hochwasserzone liegen. Die drei Baufelder und ein östlich angrenzender, als Zeilenbebauung ausgebildeter Gebäudetypus fügen sich nahtlos in den alten Fischereihafen ein. Die Architektur der neuen Bauten greift traditionelle, lokale Elemente auf und zitiert die umliegenden historischen Backsteingebäude. Drei begrünte Innenhöfe, verschieden positionierte Öffnungen und mehrere bis zur Hafenkante verlaufende Gassen verleihen der Anlage ihren Quartierscharakter. Auf dem rund 16.700 m² großen Grundstück sind zwölf miteinander verwobene, in konventioneller Massivbauweise erstellte Gebäude entstanden, deren Verblendmauerwerk nur im Bereich der Terrassen und Balkone durch eine Holzverschalung aus Lärchenholz unterbrochen wird. Im Erdgeschoss liegen, in Richtung Hafen ausgerichtet, jeweils die Flächen für den Einzelhandel und die Gastronomie, in den oberen Geschossen entstehen insgesamt 251 Eigentums- und Ferienwohnungen.

Rendering des Stadtquartiers Baltique, das gerade im Lübecker Stadtteil Travemünde entsteht.
Künftig ist eine Mischnutzung aus Wohnen, Tourismus uns Gastronomie vorgesehen.

Termingerechtes Bauen durch industrielle Vorfertigung

Beim Innenausbau wurden in großem Umfang industriell vorgefertigte Bauteile eingesetzt. Insgesamt 563 Installationswände von TECE tragen dazu bei, dass für die technische Gebäudeausrüstung so wenig Zeit wie möglich benötigt wird. Sie enthalten bereits die gesamte Verrohrung sowie alle weiteren für die Installation notwendigen Elemente und werden vor Ort aufgestellt, ausgerichtet und am Baukörper fixiert.

Die Vorteile der Vorfertigung liegen auf der Hand: Sie ermöglicht eine hohe Präzision und Verarbeitungsqualität sowie eine vergleichsweise unkomplizierte Montage vor Ort und führt außerdem zu einer Reduzierung des Baustellenabfalls, da Materialien in den industriellen Produktionslinien in der Regel effizienter genutzt werden. Der Einsatz vorgefertigter Baugruppen reduziert die Detailplanung und vereinfacht die Ausschreibung.

Zudem ermöglichen diese bereits zu einem frühen Zeitpunkt eine valide Kostenschätzung. Durch die schnelleren Arbeitsabläufe wird eine höhere Wirtschaftlichkeit erreicht – und dem allzu häufig vorkommenden Verzug am Bau mit seinen Konsequenzen entgegengewirkt. Das Projekt konnte so erfolgreich und vor allem termingerecht umgesetzt werden – das Ergebnis ist ein gelungenes Stadtquartier mit Blick auf die Trave.

Rendering einer Musterwohnung im Stadtquartier Baltique, das derzeit im Lübcker Stadtteil Travemünde entsteht.
Vom Balkon aus ergibt sich ein unversperrter Blick auf die Trave.

Weitere Informationen mit Interview mit dem Architekten und Oberbauleiter.

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